Anhang 4
Merkblatt "Kanülenstichverletzung"
(Reinigungsarbeiten mit Infektionsgefahr in medizinischen Bereichen)
Das Merkblatt ist nach einer Verletzung an benutzten Kanülen oder Instrumenten von der verletzten Person dem erstversorgenden bzw. weiterbehandelnden Arzt (D-Arzt) auszuhändigen.
Bei Verletzungen an mit Blut oder anderen Körpersekreten behafteten Gegenständen kann eine Infektion mit Erregern der Hepatitis B, C oder von HIV nicht ausgeschlossen werden.
Es empfiehlt sich derzeit folgende Vorgehensweise hinsichtlich Hepatitis B/C und HIV:
- Bei sicherem Immunschutz des Verletzten gegen die Hepatitis B (früher durchgemachte Erkrankung mit Antikörpernachweis, vollständige und erfolgreiche aktive Immunisierung mit Antikörpernachweis nach der dritten Impfung (anti-HBs > 100 IE/l) und wenn die letzte Impfung nicht über fünf Jahre zurückliegt bzw. wenn ein aktueller anti-HBs-Titer von > 100IE/l vorliegt): →
Kontrolle von anti-HCV und anti-HIV sofort. Weitere Kontrollen/Abklärung nach Ergebnis (wenn möglich auch des Spender-Immunstatus; siehe Empfehlungen www.kompetenznetz-hepatitis.de)
Keine Gabe von Hepatitis-B-Immunglobulin (passive Impfung) oder Hepatitis-B-Impfstoff (aktive Impfung/Boosterung) - Bei keinem oder nicht sicherem Immunschutz gegen Hepatitis B richtet sich das weitere Vorgehen je nach aktuell bestimmten anti-HBs-Titer:
a) > 100 IE/l → weder aktive noch passive Impfung b) ≥ 10 < 100 IE/l → aktive Impfung c) < 10 IE/l → aktive und passive Impfung
(z.B. low-responder nach vorausgegangener Impfung)d) ist anti-HBs nicht innerhalb von 48 h zu bestimmen → aktive und passive Impfung
In jedem Fall ist die Vorgehensweise nach der individuellen Situation und den vorliegenden Befunden zu entscheiden.
Aktuelle Informationen einschließlich Postexpositionsprohphylaxe (PEP) des Robert-Koch-Institutes sind zu berücksichtigen (www.rki.de, aktuelles Epidemiologisches Bulletin)