2 Begriffsbestimmungen
Im Sinne dieser Regel werden folgende Begriffe bestimmt:
1. Kühlschmierstoffe sind
- nichtwassermischbare,
- wassermischbare
und
- wassergemischte
flüssige Zubereitungen zum Kühlen, Schmieren und Spülen bei Fertigungsverfahren der spanenden und umformenden Be- und Verarbeitung.
Siehe DIN 51 385 "Schmierstoffe; Kühlschmierstoffe; Begriffe".
2. Nichtwassermischbare Kühlschmierstoffe ("nw-KSS") sind Kühlschmierstoffe, die für die Anwendung nicht mit Wasser gemischt und in der vom Hersteller gelieferten Zusammensetzung verwendet werden.
Nichtwassermischbare Kühlschmierstoffe sind z.B. Hon-, Schneid-, Schleif- und Walzöle.
Siehe DIN 51 520 "Schmierstoffe; Kühlschmierstoffe; Nichtwassermischbare Kühlschmierstoffe SN; Mindestanforderungen".
3. Wassermischbare Kühlschmierstoffe ("wm-KSS") sind Kühlschmierstoff-Konzentrate, die vor ihrer Verwendung mit Wasser auf die Gebrauchskonzentration verdünnt werden.
Siehe DIN 51521 "Schmierstoffe; Kühlschmierstoffe; Wassermischbare Kühlschmierstoffe SE; Mindestanforderungen".
4. Wassergemischte Kühlschmierstoffe ("wg-KSS") sind die aus wassermischbaren Kühlschmierstoffen nach Nummer 3 hergestellten Verdünnungen mit Wasser auf die Gebrauchskonzentration.
Wassergemischte Kühlschmierstoffe werden in der Praxis unter anderem auch als Bohrmilch, Bohremulsion oder Schleifwasser bezeichnet.
5. Minimalmengenschmierung (MMS) ist ein Verfahren, bei dem durchschnittlich nicht mehr als 50 ml Schmierstoff je Prozessstunde und Bearbeitungsstelle eingesetzt werden. Die Minimalmengenschmierung ist eine Verlustschmierung.
Dabei können dem Prozess kurzzeitig bei einzelnen Operationen durchaus mehr als 150 ml/h Schmierstoff zugeführt werden, z.B. beim Reiben, Schmieren von Werkzeugen mit großem Durchmesser.
Siehe DIN 69 090 Teil 1 "Trocken- und MMS-Technologie".
6. Mindermengenkühlschmierung (MKS) ist die Reduzierung der Umlaufmenge von heutigen Kühlschmierstoffsystemen durch eine gezielte Zufuhr geringerer Mengen Kühlschmierstoff (bis 2 Liter pro Prozessstunde). Die Mindermengenkühlschmierung ist keine Verlustschmierung.
Ein Beispiel für eine Mindermengenkühlschmierung ist die Zuführung des Kühlschmierstoffes über Schuh-Düsen beim Schleifen, bei der sich die KSS-Menge um bis zu 90 Prozent gegenüber der herkömmlichen Bearbeitung reduzieren lässt.
Siehe DIN 69 090 Teil 1 "Trocken- und MMS-Technologie".
7. Trockenbearbeitung Der Begriff "Trockenbearbeitung" bezieht sich auf trockene Späne, Werkzeuge und Bauteile während der Bearbeitung. Andererseits wird von Trockenbearbeitung auch bei Prozessen gesprochen, welche absolut trocken verlaufen (ohne jegliche Zugabe von Schmierstoff).
Diese Definition der Trockenbearbeitung umfasst auch den Einsatz der Minimalmengenschmierung.
8. Konzentration ist je nach Messmethode ein Maß für die Schmierwirkung (Refraktometermethode) und/oder die Alkalireserve (Titrationsmethode).
9. Additive sind Stoffe oder Stoffgemische, die den Grundölen zugegeben werden, damit diese die gewünschten Eigenschaften erhalten.
Grundöle (Basisöle) sind entweder natürliche Kohlenwasserstoffe (Mineralöle), chemisch synthetisierte Kohlenwasserstoffe (Syntheseöle), natürliche Esteröle, z.B. Rapsöl, und synthetische Esteröle, z.B. Trimethylolpropan-Ester.
Die Mineralöle bestehen aus paraffinischen, naphthenischen und aromatischen Kohlenwasserstoffen.
Additivgruppen für Kühlschmierstoffe sind z.B.
- schmierfilmbildende Stoffe, z.B. pflanzliche und tierische Öle und Fette, native und synthetische Esteröle,
- Zusätze für Hochdruckschmierung, z.B. Hochdruckzusätze (EP-Additive) zur Grenzflächenschmierung bei Temperaturen zwischen ca. 200 °C und 1 000 °C,
- Korrosionsschutzzusätze,
- Alterungsschutzstoffe,
- Antinebelstoffe,
- Schaumverhinderer,
- grenzflächenaktive Substanzen (Tenside),
- Dispersionsmittel.
Zusätzliche Additive für wassermischbare und wassergemischte Kühlschmierstoffe sind z.B.
- Emulgatoren,
- Lösungsvermittler,
- Biozide,
- Geruchsstoffe,
- Farbstoffe.
Einzelstoffe der hier genannten Additive siehe "Gesundheitsschädliche Arbeitsstoffe; Toxikologisch-arbeitsmedizinische Begründung von MAK-Werten, Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)", Abschnitt "Kühlschmierstoffe; Liste von Komponenten".
10. Reiniger sind flüssige Reinigungsmittel für Kreisläufe mit wassergemischten Kühlschmierstoffen.
Reiniger, z.B. Systemreiniger, enthalten grenzflächenaktive Substanzen, Emulgatoren, Korrosionsschutzzusätze, Schaumverhinderer und Biozide. Sie werden dem verbrauchten Kühlschmierstoff vor dem Ablassen zugesetzt, um Biofilme (siehe Punkt 16) abzulösen und ein schnelles Wiederverkeimen des wassergemischten Kühlschmierstoffes zu verhindern.
11. Konservierung im Sinne dieser Regel ist die Zugabe von Bioziden.
12. Präventivkonservierung ist die vorbeugende Zugabe von Bioziden (oder die Verwendung von biozidhaltigen KSS-Konzentraten) zur Vermeidung von Bakterien- oder Pilzwachstum.
13. Schwebstoffe (Aerosole) sind Nebel, Rauche und Stäube.
A-Staub ist alveolengängiger Staub, E-Staub ist einatembarer Staub.
Definition von A- und E-Staub siehe
Abschnitt 1 Abs. 6 der Technischen Regeln für Gefahrstoffe "Arbeitsplatzgrenzwerte" (TRGS 900).
Definition von Ultrafeinen Partikelfraktionen siehe IFA-Arbeitsmappe "Messungen von Gefahrstoffen" Kennzahl 0412 ff.
14. Bioaerosole sind Tröpfchen oder Staub mit angelagerten Mikroorganismen oder deren Bestandteilen.
15. Biologische Arbeitsstoffe sind Mikroorganismen, z.B. Bakterien, Hefen, Schimmelpilze.
16. Biofilme sind Vergesellschaftungen von Bakterien und Schimmelpilzen/Hefen, die zusammen mit Metallabrieb Ablagerungen innerhalb von Maschinen und Leitungssystemen bilden.
17. Koloniebildende Einheiten (KBE) ist die Maßeinheit für die Gesamtkoloniezahl von Mikroorganismen.