Explosionsgeschützte Geräte und Komponenten müssen auf dem Typenschild mit allen Informationen gekennzeichnet sein, die erforderlich sind, um eine den Explosionsgefährdungen entsprechende Auswahl treffen zu können (Tabelle 4, Abbildung 22). Die vollständige Kennzeichnung und weitere Informationen zum Zündschutz müssen auch in der Betriebsanleitung der Geräte und Komponenten enthalten sein.
Die grundlegende Kennzeichnung besteht aus folgenden Elementen:
Kennzeichnung | Beschreibung | |
---|---|---|
„Ex im Hexagon“ | Spezielle Explosionsschutzkennzeichnung für Geräte, Schutzsysteme und Komponenten | |
Gerätegruppe | I | Für den Betrieb in Bergwerken |
II | Für den Betrieb in allen anderen Bereichen | |
Gerätekategorie | 1 | Für den Einsatz in Zone 0 oder 20 |
2 | Für den Einsatz in Zone 1 oder 21 | |
3 | Für den Einsatz in Zone 2 oder 22 | |
G | Für explosionsfähige Atmosphären, verursacht durch Gase, Dämpfe oder Nebel | |
D | Für explosionsfähige Atmosphären, verursacht durch Staub (D = Dust) |
Tabelle 4 Kennzeichnung von Geräten und Komponenten nach EG-Richtlinie 94/9/EG1)
Abb. 22 Beispiel einer vollständigen Kennzeichnung
Zu einer vollständigen Kennzeichnung gehören darüber hinaus Angaben
Zusatzkennzeichnung über die Bescheinigung der Prüfstelle (Zertifizierung)
Kennzeichnung | Bedeutung | Beispiel (Abb. 22) |
---|---|---|
NB | Symbol der benannten Stelle | PTB |
YY | Jahr der Ausstellung | 15 |
ATEX | Kennzeichnung der Ausgabe des Zertifikates | |
XXXX | Zertifikat-Nummer der benannten Stelle | 5000 |
Temperaturklassen
Brennbare Gase und Dämpfe sind nach
ihrer Entzündbarkeit in Temperaturklassen eingeteilt (Tabelle 5). Die maximale
Oberflächentemperatur eines explosionsgeschützten Gerätes muss stets kleiner
sein als die Zündtemperatur des Gas-/
bzw. Dampf-/Luftgemisches, in dem es
eingesetzt wird.
Geräte, die einer höheren Temperaturklasse entsprechen (z. B. T5), sind auch für Anwendungen zulässig, bei denen eine niedrigere Temperaturklasse gefordert ist (z. B. T2 oder T3).
Temperaturklasse | Zündtemperatur der Gase/Dämpfe in ° C | Beispiel | Max. Oberflächentemperatur am Gerät in ° C |
---|---|---|---|
T1 | > 450 | Styrol, Aceton, Ammoniak, Toluol, Methanol | 450 |
T2 | > 300 bis 450 | Ethylalkohol, n-Butan, n-Butylalkohol | 300 |
T3 | > 200 bis 300 | Benzine, n-Hexan | 200 |
T4 | > 135 bis 200 | Acetaldehyd, Ethylether | 135 |
T5 | > 100 bis 135 | — | 100 |
T6 | > 85 bis 100 | Schwefelkohlenstoff | 85 |
Explosionsgruppen
Die Zündwilligkeit (und damit Gefährlichkeit) von Gasen und Dämpfen nimmt von
Explosionsgruppe IIA nach IIC zu.
Geräte, die die Explosionsgruppe IIC erfüllen, dürfen auch für die anderen Explosionsgruppen verwendet werden. Geräte, die die Explosionsgruppe IIB erfüllen, dürfen auch bei der Explosionsgruppe IIA eingesetzt werden. Geräte, die die Explosionsgruppe IIA erfüllen, dürfen nur bei den Gasen und Dämpfen dieser Explosionsgruppe eingesetzt werden.
Die in der Praxis üblichen Lack und Lösemitteldämpfe fallen in die Explosionsgruppe IIA. Beispiele für IIB sind Ethanol und 1-Butanol, für IIC Wasserstoff oder Acetylen.
! | Hinweis: |
---|---|
In einigen Beschichtungsstoffen können auch Lösemittel der Explosionsgruppe IIB enthalten sein. Nach dem Stand der Technik sind bei der Spritzverarbeitung solcher Beschichtungsstoffe auch in diesen Fällen explosionsgeschützte Geräte, die die Explosionsgruppe IIA erfüllen, ausreichend zündsicher. Sie dürfen daher in den explosionsgefährdeten Bereichen entsprechend Anhang 1 installiert sein und betrieben werden. |
! | Hinweis: |
---|---|
Elektrostatische Sprühgeräte sind statt mit der Explosionsgruppe mit der maximalen Entladeenergie gekennzeichnet. Eine elektrostatische Handsprühpistole für entzündbare flüssige Beschichtungsstoffe muss z. B. den Grenzwert von 0,24 mJ einhalten. Dieser Wert muss auf dem Typenschild angegeben sein. Die Einhaltung dieses Grenzwertes bedeutet, dass alle handelsüblichen Beschichtungsstoffe und Verdünnungen mit den so gekennzeichneten Sprühgeräten verarbeitet werden dürfen. |
Zündschutzarten
Durch geeignete technische Maßnahmen
muss sichergestellt sein, dass entsprechend der geforderten Gerätekategorie
keine Zündquelle wirksam wird. Es gibt
mehrere Möglichkeiten, den Explosionsschutz elektrischer und nichtelektrischer
Geräte zu erreichen. Die Zündschutzarten
sind in den Tabellen 6 und 7 aufgeführt.
In der Ex-Kennzeichnung eines Gerätes wird die Zündschutzart durch den ersten Buchstaben der Zündschutzart genannt. Alternativ zu den europäischen Gerätekategorien werden nach der IEC 60079-0 und somit bei Zulassungen entsprechend dem IECEx-Schema Equipment Protection Levels (EPL, deutsch: Geräteschutzniveaus) zugewiesen.
Zünd-schutzart
Norm |
Kurz- zeichen |
Ab-bildungen | Beschreibung der Schutzmaßnahme | Anwendung | Kategorie gemäß Richtlinie
Geräteschutz-niveau (EPL) |
---|---|---|---|---|---|
druckfeste Kapselung DIN EN 60079-1 |
d |
|
Energie-technische Betriebsmittel, Schaltgeräte, Motoren (Zündschutz-art für alle Geräte, die im Normalbetrieb zündfähig sind) | II 2 G II 3 G Gb Gc |
|
erhöhte Sicherheit DIN EN 60079-7 |
e |
|
Anschluss- und Verteiler-kästen, Leuchten, Mess-instrumente, Käfiglauf-motoren (keine zündfähigen Zündquellen im Normalbetrieb und bei zu erwartenden Störungen) | II 2 G II 3 G Gb Gc |
|
Eigen-sicherheit
DIN EN 60079-11 |
ia, ib |
|
Mess-, Steuer-, Regeltechnik, Datentechnik (kleine elektrische Werte, steigende Bedeutung) | II 1 G II 2 G II 3 G Ga Gb Gc |
|
Verguss-kapselung
DIN EN 60079-18 |
ma, mb |
|
Mess-, Steuer- und Regeltechnik (Vermeidung heißer Stellen auf Platinen) | II 1 G II 2 G II 3 G Ga Gb Gc |
|
Ölkapselung DIN EN 60079-6 |
o |
|
Trans-formatoren (seltene Anwendung) |
II 2 G II 3 G Ga Gb Gc |
|
Überdruck-kapselung
DIN EN 60079-2 |
p, pz |
|
Energie-technische Betriebsmittel (aktive Maßnahmen zur Sicherheit erforderlich) | II 2 G II 3 G Gb Gc |
|
Sand-kapselung
DIN EN 60079-5 |
q |
|
Konden-satoren, elektronische Bauteile (Füllung mit kleinen Glaskugeln oder Sand | II 2 G II 3 G Gb Gc |
|
nicht-funkende Einrichtung
DIN EN 60079-15 |
nA |
|
Nichtfunkende Betriebsmittel z. B. in einer Leuchte | II 3 G Gc |
|
Einricht-ungen und Bauteile
DIN EN 60079-15 |
nC | In den Ausführungen
|
Gekapselte Vorschalt-geräte, abgedichtete Relais | II 3 G Gc |
|
schwaden-sicheres Gehäuse
DIN EN 60079-15 |
nR |
|
Schwaden-sichere Gehäuse | II 3 G Gc |
Tabelle 6 Zündschutzarten für gasexplosionsgeschützte elektrische Geräte entsprechend DIN EN 60079-0 und zusätzlich einer oder mehreren Norm(en) zu den Zündschutzarten
Zündschutzart / Norm | Kurz- zeichen |
Abbildungen | Beschreibung der Schutzmaßnahme | Kategorie(n) gemäß Richtlinie |
druckfeste Kapselung/ DIN EN 13463-3 | d |
|
II 2 G II 3 G |
|
Flüssigkeits-kapselung/ DIN EN 13463-8 | k |
|
II 2 G II 3 G |
|
konstruktive Sicherheit/ DIN EN 13463-5 | c |
|
II 2 G II 3 G |
|
schwaden-hemmende Kapselung/ DIN EN 13463-2 | fr |
|
II 3 G | |
Zündquellen- überwachung/ DIN EN 13463- |
b1 b2 |
|
II 2 G II 3 G |
Tabelle 7 Zündschutzarten für gasexplosionsgeschützte nichtelektrische Geräte entsprechend DIN EN 13463-1 und zusätzlich einer oder mehreren Norm(en) zu den Zündschutzarten
Anforderungen an Fördergurte und Antriebsriemen
Werden Fördergurte in Zone 0 eingesetzt, müssen u. a. folgende Bedingungen erfüllt sein1):
Werden Fördergurte in Zone 1 eingesetzt, müssen u. a. folgende Bedingungen erfüllt sein1):
Antriebsriemen in Zone 0 sind zu vermeiden.
Antriebsriemen in Zone 1 müssen u. a. folgende Bedingungen erfüllen1):
Geeignet sind Riemen mit der Kennzeichnung nach ISO 1813 „↯ antistatisch“
IP-Schutzarten
Elektrische Geräte, die in explosionsgefährdeten Bereichen eingesetzt werden
sollen, müssen häufig (unabhängig vom
Zündschutz) auch gegen das Eindringen
von Festkörpern und Nässe geschützt sein.
Die Einstufung erfolgt anhand der in Tabelle 8 aufgelisteten IP-(„Ingress Protection“) Schutzarten:
Schutz gegen Eindringen von Partikeln und Nässe (IP) nach DIN EN 60529
Schutzart | Kennziffer des Schutzgrades | Symbol nach DIN VDE 0713 Teil 1 (angenähert) | |
Schutz gegen Fremdkörper und Staub | Fremdkörper > 50 mm | IP 1 X | |
Fremdkörper > 12 mm | IP 2 X | ||
Fremdkörper > 2,5 mm | IP 3 X | ||
Fremdkörper > 1,0 mm | IP 4 X | ||
keine Staubablagerung | IP 5 X | ||
kein Staubeintritt | IP 6 X | ||
Schutz gegen Nässe | Tropfwasser senkrecht | IP X 1 | |
Tropfwasser schräg | IP X 2 | ||
Sprühwasser | IP X 3 | ||
Spritzwasser | IP X 4 | ||
Strahlwasser | IP X 5 | ||
starkes Strahlwasser | IP X 6 | ||
zeitweiliges Untertauchen (wasserdicht) | IP X 7 | ||
auerndes Untertauchen (druckwasserdicht) (_ _ m Tauchtiefe) | IP X 8 |
Tabelle 8 IP-Schutzarten
1 Ab 20. April 2016 RL 2014/34/EU, bestehende Konformitätserklärungen und Kennzeichnungen nach RL 94/9/EG behalten weiterhin ihre Gültigkeit.
1 siehe TRGS 727