Erkrankung | Infektionserreger | Infektionsrisiko im
Vergleich zur Allgemeinbevölkerung in der Regel… | Bemerkungen |
Cholera | Vibrio cholerae | nicht erhöht | In den Jahren 2001–2021 wurden dem RKI bundesweit in Summe 28 Choleraerkrankungen gemeldet, im Schnitt also unter 2 Fälle pro Jahr. Auch unter Berücksichtigung einer Dunkelziffer ist anzunehmen, dass der erhebliche Verdünnungseffekt durch andere Abwässer zu einem nicht erhöhten Infektionsrisiko für Cholera führt – auch bei Abwässern von Krankenhäusern. Ein erhöhtes Infektionsrisiko durch das Abwasser liegt folglich derzeit nicht vor. |
Hepatitis A | Hepatitis-A-Virus | möglicherweise erhöht | Zwar können Hepatitis-A-Viren im Abwasser mehrere Wochen überleben, durch den Verdünnungseffekt und den seltenen Eintrag von Hepatitis-A-Viren ist jedoch eine Infektion durch Hepatitis-A-Viren im Abwasser in Deutschland unwahrscheinlich. In besonderen Fällen (z. B. bei Ausbrüchen) ist eine Infektion jedoch möglich. |
Hepatitis B | Hepatitis-B-Virus | nicht erhöht | Durch die starke Verdünnung im Abwasser und die fehlende Umweltresistenz des Virus im Abwasser ist die Infektionsgefahr auch bei Eintrag von kontaminiertem Blut i. d. R. nicht erhöht. |
Hepatitis E | Hepatitis-E-Virus | gleich bis möglicherweise leicht erhöht | Hepatitis-E-Viren können im Kanalsystem vorkommen, allerdings ist eine Infektion wegen der geringen Konzentration eher unwahrscheinlich. Einen Impfstoff gegen Hepatitis E gibt es derzeit nur in China. In der EU ist dieser Impfstoff weder zugelassen noch verfügbar. |
Leptospirose | Leptospiren | erhöht | Leptospiren können im Kanalsystem vorkommen, da sie u. a. von dort lebenden Ratten ausgeschieden werden können. Manche Leptospiren können eine schwere Leptospirose (z. B. Morbus Weil) verursachen. Leptospirose ist zwar impfpräventabel, jedoch ist in Deutschland derzeit kein Impfstoff zugelassen. Somit ist ein Arbeitgeber nicht verpflichtet, diese Impfung anzubieten. Wird sie angeboten, so erfolgt die Impfung in Verantwortung der impfenden Ärztin bzw. des Arztes. In Europa ist dieser Impfstoff in Frankreich langjährig zugelassen. |
Poliomyelitis (Kinderlähmung) | Polioviren | nicht erhöht | 1990: Letzter erfasster Fall, der in Deutschland
durch ein Wildvirus erworben wurde. 1992: Zwei letzte aus dem Ausland importierte Erkrankungen durch ein Wildvirus. Prinzipiell können aus dem Ausland importierte mutierte Impfviren (cVDPV), aber auch Polio- Wildviren, in das Abwasser gelangen. In Deutschland wurde ein solcher Fall dem Robert-Koch- Institut noch nicht gemeldet. 2022 infizierte sich in den Niederlanden in einem Betrieb, in dem mit Polio-Wildviren gearbeitet wurde, ein Beschäftigter. Die Infektion erfolgte nicht über Abwasser. Weitere Übertragungen konnten nicht festgestellt werden – weder in der Fabrik noch im Umfeld. Insofern ist das Infektionsrisiko in Deutschland vergleichbar dem der Allgemeinbevölkerung. |
Tetanus (Wundstarrkrampf) | Clostridium tetani | gleich bis möglicherweise leicht erhöht | Tetanus-Sporen können sich auch im Abwasser befinden und können zu Wundinfektionen führen. Die Datenlage ermöglicht derzeit nicht die Abschätzung der Höhe des Infektionsrisikos. |