Anlage 4
Beispiele für Gefährdungen durch Wechselwirkungen
zwischen Arbeitsmittel und Arbeitsgegenständen
A4.1 Mechanische Gefährdung beim Zerspanen von Werkstoffen
A4.1.1 Ermittlung
Beim Zerspanen insbesondere von metallischen Werkstoffen entstehen je nach Rahmenbedingung (Material, Schnittgeschwindigkeit etc.) unterschiedlich ausgeprägte Späne, die scharfkantig oder heiß sein können und unkontrolliert wegfliegen.
A4.1.2 Beurteilung
Die scharfkantigen oder heißen Späne können den Bediener während der Bearbeitung treffen und zu Verletzungen oder Verbrennungen führen.
A4.1.3 Maßnahmen
Maschinen an geeigneter Stelle ganz oder teilweise einhausen sowie eine schützende Sichtscheibe installieren.
A4.2 Mechanische Gefährdung durch ein unkontrolliert bewegtes Werkstück
A4.2.1 Ermittlung
Beim Bearbeiten eines Werkstückes kann sich das befestigte Werkstück lösen und sich unkontrolliert bewegen.
A4.2.2 Beurteilung
Die bedienende Person kann von dem unkontrolliert bewegten Werkstück getroffen und dadurch verletzt werden.
A4.2.3 Maßnahmen
Werkstück formschlüssig befestigen.
A4.3 Elektrische Gefährdung durch elektrisch leitende Arbeitsgegenstände und nicht ausreichende Schutzart (Isolierung) des elektrischen Arbeitsmittels
A4.3.1 Ermittlung
Schleifstaub, der beim Bearbeiten von Blechen mit einem Winkelschleifer entsteht, wird mit der zur Kühlung dienenden Luft angesaugt und lagert sich im Winkelschleifer ab. Es entsteht so eine elektrisch leitfähige Schicht, die von unter Spannung stehenden Teilen bis zu Lüftungsöffnungen des Winkelschleifers reicht.
A4.3.2 Beurteilung
Beim Berühren der Lüftungsöffnungen kann es zu einer Körperdurchströmung kommen.
A4.3.3 Maßnahmen
Zur Verfügung stellen und Verwenden von druckluftbetriebenen Werkzeugen oder von Werkzeugen mit ausreichender Schutzart.
A4.4 Gefährdung durch explosionsartiges Verdampfen („physikalische Explosion“)
A4.4.1 Ermittlung
In Anlagen mit sehr heißen und kalten Flüssigkeiten (flüssiges Roheisen/Wasser) kann es bei Kontakt dieser Flüssigkeiten zur explosionsartigen Verdampfung der kalten Flüssigkeit kommen. Dabei wird ein Teil der heißen Flüssigkeit unkontrolliert weggeschleudert und kann brennbare Materialien entzünden.
A4.4.2 Beurteilung
Durch den entstehenden Brand können Beschäftigte Verbrennungen erleiden. Ferner können Beschäftigte von der heißen flüssigen Masse getroffen werden und erleiden schwere Verbrennungen.
A4.4.3 Maßnahmen
Trennung kalter und heißer Flüssigkeit.
A4.5 Thermische Gefährdung bei Beschädigung von Anlagenteilen durch Erosion
A4.5.1 Ermittlung
Anlagenteile (Arbeitsmittel) können z. B. durch Erosion geschwächt werden. Bei Tätigkeiten mit derartig geschwächten Arbeitsmitteln können diese versagen. Dies kann zu einem Leck oder Abriss führen, wobei Medien freigesetzt werden.
A4.5.2 Beurteilung
Werden dabei kalte oder heiße Arbeitsstoffe freigesetzt, tritt eine thermische Gefährdung der Beschäftigten auf.
A4.5.3 Maßnahmen
Verstärkte Ausführung der Anlagenteile, angepasste Instandhaltungsintervalle, Prüfung der Anlagenteile, Verwenden von persönlicher Schutzausrüstung.
A4.6 Gefährdung durch physikalische Einwirkung durch Lärmimmissionserhöhung beim Bearbeiten von Werkstücken aus anderem Werkstoff
A4.6.1 Ermittlung
Der Schallleistungspegel von Zerkleinerungsmaschinen für Kunststoffe ist von der Härte des Einsatzstoffes abhängig. Beim Beschicken der Maschine mit härteren Einsatzstoffen ergeben sich erheblich höhere Lärmpegel.
A4.6.2 Beurteilung
Beschäftigte können durch den erhöhten Schallleistungspegel gefährdet werden.
A4.6.3 Maßnahmen
Aufstellung der Maschine in einem separaten Raum oder Schallisolierung der Maschine.
A4.7 Gefährdung durch Einwirkung von Chlor und Austritt von Chlorgas aufgrund von Korrosion
A4.7.1 Ermittlung
In einer Chlorungsanlage einer Wasseraufbereitungsanlage kann das Rückströmen von Wasser in Chlorgas führende Leitungen zur beschleunigten Korrosion und infolgedessen zu einer Chlorgasfreisetzung führen.
A4.7.2 Beurteilung
Gefährdung der Beschäftigten durch das Austreten von giftigem Chlorgas.
A4.7.3 Maßnahmen
Verhinderung des Rückströmens von Wasser durch Druckdifferenzüberwachung, Rückströmsicherungen oder durch Einsatz einer Vakuum-Chlordosieranlage, Installation von Chlorgaswarneinrichtungen, Prüfung der Anlagenteile.
A4.8 Gefährdung durch Beschädigung mechanischer Positionsschalter durch Abrieb und damit einhergehende chemische Einwirkung
A4.8.1 Ermittlung
Staubentwicklung kann zum Abrieb der Antriebsrolle aus Kunststoff an mechanischen Positionsschaltern führen. In der Folge kann die Verriegelung der trennenden Schutzeinrichtungen versagen.
A4.8.2 Beurteilung
Durch Versagen der Schutzeinrichtung werden Beschäftigte gefährdet.
A4.8.3 Maßnahmen
Einsatz von berührungslos wirkenden Positionsschaltern.