Anlage zu TRGS 406

Tätigkeiten mit Stoffen bzw. Stoffgruppen mit arbeitsmedizinischer Relevanz, die bekanntermaßen zu Sensibilisierungen an den Atemwegen führen können

Die Anlage ist unter präventiven arbeitsmedizinischen Gesichtspunkten erstellt und stellt den aktuellen Erkenntnisstand dar. Bei der Erstellung wurden nach Anhang I der Richtlinie 67/548/EWG mit "R42" oder "R42/43" eingestufte Stoffe oder entsprechend MAK- und BAT-Werte-Liste mit "Sa" oder "Sah" markierte Stoffe berücksichtigt. Stoffe mit geringer (beruflicher) Relevanz oder Stoffe bei denen die Datenlage trotz Kennzeichnung mit R42 oder R42/43 nicht eindeutig ist, sind nicht aufgeführt. Die TRGS 907 und die EG-Richtlinie 2000/54/EG wurden berücksichtigt. Begründungen für Bewertungen von Stoffen in der TRGS 907 sind unter: http://www.baua.de/de/Themen-von-A-Z/Gefahrstoffe/TRGS/Begruendungen-907.html zu finden. Es werden auch einige natürliche Stoffe und -gemische aufgeführt, die keiner Einstufungspflicht unterliegen, aber bei beruflichen Tätigkeiten zu Atemwegssensibilisierungen führen können.

Tätigkeiten mit Substanz/Stoff/Stoffgruppen in einatembarer Form (Aerosole, Dämpfe) Beispiele für das Vorkommen
(Tätigkeit/Branche)
Technische Regeln
Chemische Stoffe
Azodicarbonamid Kunststoffindustrie (Treibmittel)  
Beryllium1) Röntgenfensterherstellung, Flug- und Raumfahrt, Leuchtstoffröhrenherstellung und -entsorgung, Herstellung und Bearbeitung nicht funkenreißender Werkzeuge  
Chloramin T (Natriumsalz) Desinfektionsmittel  
Cobalt und seine Verbindungen Hartmetallherstellung und -bearbeitung, Glas, Keramik- und Emailleindustrie  

Dicarbonsäureanhydride wie

  • Hexahydrophthalsäureanhydrid
  • Maleinsäureanhydrid
  • Methyltetrahydrophthalsäureanhydrid
  • Phthalsäureanhydrid
  • Pyromellitsäureanhydrid
  • Tetrachlorphthalsäureanhydrid
  • Tetrahydrophthalsäureanhydrid
  • Trimellitsäureanhydrid
Verarbeitung von anhydridhaltigen (heiß härtenden) Epoxidharz-Systemen, Elektro- und Elektronikindustrie  

Enzyme wie

  • Bromelain
  • Cellulasen
  • Hemicellulasen
  • Papain
  • Pepsin
  • Subtilisine
Nahrungsmittel-, Futtermittel-, Arzneimittel- und Waschmittelindustrie, Bäckereien, Landwirtschaft  
Ethylendiamin (1,2-Diaminoethan) Kunstharzherstellung (Diaminhärter)  
Glutardialdehyd Desinfektionsmittel, Fixiermittel (Pathologie)  

Isocyanate wie

  • Diisocyanattoluol (Toluylendiisocyanat, TDI)
  • Diphenylmethan-Diisocyanat (Methylendiphenylisocyanat, MDI)
  • Hexamethylen-Diisocyanat (HDI)
  • Dicyclohexylmethan-4,4'-Diisocyanat (HMDI)
  • Naphthylen-Diisocyanat (NDI)
  • Isophoron-Diisocyanat (IPDI)
Polyurethanherstellung und -verarbeitung, Herstellung und Verarbeitung von PUR-Schäumen und -Formteilen, PUR-Klebstoffe, Bergbau, Baugewerbe, Coldbox-Verfahren in Gießereien, Oberflächenbeschichtung (detaillierte Hinweise in der TRGS 430)
  • TRGS 430 "Isocyanate"
Nickel und seine Verbindungen Galvanik (Vernickeln), Verwendung nickelhaltiger Schweißzusätze  

Persulfate wie

  • Alkalipersulfate
  • Diammoniumperoxodisulfat
Herstellung und Verwendung (Friseure) von Blondiermitteln
  • TRGS 530 "Friseurhandwerk"
Piperazin Pharmazeutische Industrie  
Platinverbindungen
(vor allem Chloroplatinate)
Katalysatorherstellung, Platinscheidereien  
Pflanzliche Stoffe
Getreide und Futtermittel (verschiedene) Landwirtschaftliche Berufe, Transport und Lagerung, Getreidemühlen
  • TRBA 230 "Landwirtschaftliche Nutztierhaltung"
  • TRGS 907 und Begründungen
Hölzer (verschiedene, insbesondere Rotzeder (Thuja plicata), Abachi (Triplochiton scleroxylon), Limba (Terminalia superba)) Holzver- und -bearbeitung
Mehl (Weizenmehl, Roggenmehl u.a.) Bäckereien, Konditoreien, Getreidemühlen
Naturgummilatex Tätigkeiten, bei denen latexhaltige Schutzhandschuhe getragen werden (z. B. Heil- und Pflegeberufe, Lebensmittelindustrie, Einzelhandel, Raumpflege), Herstellung von Latexprodukten

Zier- und Nutzpflanzen (bzw. Teile davon), insbesondere

  • Blumen, Obst, Gemüse; auch Pollen
  • Sojabohneninhaltsstoffe
  • Rizinusproteine
  • Gewürze und Kräuter, auch Pollen
  • Tee
  • Kaffeebohnen (unbehandelt und geröstet)
  • Unkräuter, z. B. Beifuß, Ambrosia
Gärtnereien, Einzelhandel (z. B. Floristen), Transport und Lagerung, Verpackung, Futter- und Lebensmittelherstellung und -verarbeitung, Landwirtschaft Forschung
Tierische Stoffe
Haare, Borsten, Federn, Horn, Kot, Urin Land- und Forstwirtschaft, Tierversuchslaboratorien, Tierpflege, Veterinärwesen, Tierverarbeitung
  • TRBA 230 "Landwirtschaftliche Nutztierhaltung"
  • TRBA 120 "Versuchstierhaltung"
  • TRGS 907 und Begründungen
Fische und Schalentiere Verarbeitung und -zubereitung, Futtermittelherstellung  
Milben (Vorrats-, Hausstaub-, Spinnmilben) Landwirtschaft, Gärtnereien, Tierpflege, Transport und Lagerung von Naturstoffen
Zuckmückenlarven Zoofachhandel, Fischfutterindustrie, Fischzucht
Biologische Arbeitsstoffe2)

Bakterien wie

  • z. B. Thermoactinomyces vulgaris
  • Saccharopolyspora rectivirgula (= Micropolyspora faeni)
  • Landwirtschaft/Gartenbau3)
  • Archive/Bibliotheken/Museen
  • Abfallwirtschaft
  • Forschungslaboratorien
  • Raumlufttechnische (RLT) Anlagen
  • Holzwirtschaft
  • Papierherstellung
  • Lebensmittelindustrie
  • Bodensanierung
  • Transport und Lagerung
  • Gebäudesanierung
  • Spanabhebende Metallverarbeitung

Schimmelpilze wie

  • Aspergillus spp.
  • Penicillium spp.
  • Cladosporium spp.
  • Alternaria spp.
Sonstige Stoffe

Antibiotika wie einige

  • Cephalosporine
  • Gyrasehemmer
  • Makrolide
  • Penicilline
  • Tetracycline
Pharmazeutische Industrie, Heil- und Pflegeberufe  


1) Im Unterschied zu den meisten anderen bekannten allergischen Reaktionen an den Atemwegen, beruht die durch Beryllium hervorgerufene Reaktion sehr wahrscheinlich auf einer zellvermittelten immunologischen Reaktion vom Spättyp.

2) In Anhang III der EG-Richtlinie 2000/54/EG sind folgende Pilze mit "A - mögliche allergene Wirkungen" gekennzeichnet: Aspergillus fumigatus, Candida albicans, Coccidioides immitis, Cryptococcus neoformans, Epidermophyton floccosum, Microsporum spp., Penicillium marneffei

3) Tätigkeiten (nicht abschließend), die in den entsprechenden Arbeitsbereichen/Branchen zu einer Sensibilisierung gegenüber biologischen Arbeitstoffen führen können:
  1. Landwirtschaft/Gartenbau: Tätigkeiten mit mikrobiell befallenem Gut
  2. Archive/Bibliotheken/Museen: Tätigkeiten mit mikrobiell befallenem Gut, Restaurierung, Entstauben und Reinigen der Bestände
  3. Abfallwirtschaft: Abfallsortierung, Kompostierung, mechanisch-biologische Abfallbehandlung, thermische Müllverbrennungsanlagen, Straßenreinigung, Abfallsammlung
  4. Forschungslaboratorien: Gezielte und nicht gezielte Tätigkeiten mit Pilzen oder Bakterien (v.a. Actinomyceten) (Forschungsarbeiten, Untersuchung von Proben)
  5. Raumlufttechnische (RLT) Anlagen: Wartungs- und Instandhaltungsarbeiten an/in RLT-Anlagen (s. VDI-Richtlinie 6022 (Hygiene-Anforderungen an Raumlufttechnische Anlagen und Geräte))
  6. Spanabhebende Metallverarbeitung: Tätigkeiten mit keimbelasteten wassergemischten Kühlschmierstoffen
  7. Holzwirtschaft: Arbeitsplätze mit Anfall oder Verarbeitung von Baumrinden, Sägespänen, Lagerung, Transport und Verarbeitung von verschimmeltem Holz
  8. Papierherstellung: Erzeugung von Holzschnitzeln bei der Zellstoffherstellung
  9. Lebensmittelindustrie: Käseerzeugung, -reifung und -verpackung (Waschen von Käselaiben, auch gezielter Einsatz von Edelschimmelkulturen); Entfernen von Schimmel auf geräucherten bzw. luftgetrockneten Fleischwaren
  10. Bodensanierung: Eintrag organischer Substanzen (Rindenmulch, Stroh, Kompost), Transport/Umlagerung von Bodenmaterial (siehe auch BGI 583 "Gesundheitsgefährdung durch biologische Arbeitsstoffe bei der Gebäudesanierung - Handlungsanleitung zur Gefährdungsbeurteilung nach Biostoffverordnung", Stand: Juni 2005)
  11. Transport und Lagerung: Verschimmeltes Transportgut und verschimmelte Rohmaterialien
  12. Gebäudesanierung: Sanierung schimmelpilzbefallener bzw. taubenkotverunreinigter Gebäude (siehe auch BGI 858 "Gesundheitsgefährdung durch biologische Arbeitsstoffe bei der Gebäudesanierung - Handlungsanleitung zur Gefährdungsbeurteilung nach Biostoffverordnung", Stand: Juni 2005)