Sport- und Spielverletzungen und Knochenbrüche

Der Stütz- und Bewegungsapparat des Menschen besteht aus Knochen, Gelenken, Muskeln, Sehnen und Bändern. Prellungen, Zerrungen, Verstauchungen und Blutergüsse sind die häufigsten Verletzungen. Unfälle am Arbeitsplatz und im Sport- und Freizeitbereich stehen hier im Vordergrund. Oft sind auch Kinder beim Spielen, Toben und Raufen betroffen.

Das Beachten von Sicherheitsvorschriften und das Tragen von z. B. Helmen und Protektoren kann oft Schlimmeres verhindern. Dieses Kapitel gibt Ihnen einen Überblick über die richtigen Erste-Hilfe-Maßnahmen.

 

Muskel- und Gelenkverletzungen

Zu den typischen Verletzungen dieser Art zählen: Prellungen, Zerrungen, Muskelfaserrisse, Muskelrisse, Bänderdehnungen, Bänderrisse, Blutergüsse.

Symptome

Betroffene Person bzw. Augenzeugen schildern den Unfallhergang.

Im Vordergrund steht der unmittelbar eintretende, oft starke Schmerz.

Es kommt zu Kraftlosigkeit der betroffenen Muskelregion mit Bewegungseinschränkungen oder Bewegungsunfähigkeit.

Durch Blutungen ins Gewebe entsteht eine Schwellung, die druckempfindlich sein kann.

Fast alle genannten Verletzungsmuster sind von Blutungen ins betroffene Gewebe bzw. Gelenk begleitet. Es entsteht ein Bluterguss (Hämatom) im Gewebe oder im Bereich der Gelenkkapsel, erkennbar an der Schwellung und später auch einer Blaufärbung des Gewebes. An Armen und Beinen ist ein Seitenvergleich hilfreich.

 

Eine genauere und differenzierte Diagnose ist durch die Ersthelferin bzw. den Ersthelfer meist nicht möglich und auch nicht notwendig. Sie wird später durch eine Ärztin oder einen Arzt getroffen. Bedeutsam ist die sofortige richtige Erste Hilfe. Sie lindert die Schmerzen und kann den gesamten Heilungsverlauf günstig beeinflussen und weitergehende Schädigungen verhindern.

Dafür gibt es eine einfache Formel, die "PECH-Regel", sie bedeutet:
Pause
Eis
Compression
Hochlagerung

So helfen Sie richtig

Zunächst sollte man jede Aktivität (Bewegung) sofort einstellen. Dazu die betroffene Körperregion nicht mehr bewegen (Pause).

Zur Kühlung legen Sie z. B. Kältesofortkompressen, Eisbeutel oder einfach kalte Umschläge auf die verletzten Bereiche auf.

Befestigen Sie die Kühlpackung mittels eines leichten Kompressionsverbandes (Compression) mit einer Fixierbinde.

Zur Unterstützung der Blutstillung sollte die betroffene Körperregion – wenn möglich – lang anhaltend erhöht gelagert (Hochlagerung) und möglichst wenig, höchstens behutsam bewegt werden.

Anschließend muss die betroffene Person zur genauen Diagnose in ärztliche Behandlung.

Dokumentation der Ersten Hilfe, z. B. Eintrag im Meldeblock.

Praktisch sind Kältesofortkompressen. Sie werden im Bedarfsfall aktiviert und kühlen sofort. Sie werden am besten mit einer Fixierbinde befestigt.

Wichtig: Kühlmittel dürfen nie direkt auf die Haut aufgelegt werden. Immer müssen z. B. die Socke, ein Tuch oder einige Bindengänge der Fixierbinde den direkten Hautkontakt vermeiden.

 

Von Vereisungssprays muss abgeraten werden, sie eignen sich nicht für eine tiefenwirksame und anhaltende Kühlung von Muskel- und Gelenkverletzungen. Sie können sogar Erfrierungen verursachen.

 

Großen Einfluss auf den gesamten weiteren Behandlungs- und Heilungsverlauf hat die sofortige Kälteanwendung. Kältepackungen oder Eisbeutel dürfen Sie nie direkt auf die Haut legen. Immer erst ein Tuch oder ein paar Bindengänge einer Fixierbinde auf der Hautfläche platzieren und darauf die Kältepackung geben. Die Kühlung muss anhaltend und tiefenwirksam sein. Die erste Kühlphase sollte daher ca. 20 bis 30 Minuten (bis zur ärztlichen Behandlung) dauern. Auch danach kann noch einige Zeit weiter gekühlt werden. Die Kühlung soll das Einbluten ins Gewebe unterbinden und sie lindert die Schmerzen.

Bei einer Verstauchung (Distorsion) werden die Gelenkteile mit Gewalt gegeneinander verschoben. Dabei werden die Bänder der Gelenkkapsel überdehnt oder sie zerreißen sogar. Blutgefäße können verletzt werden.

Symptome

Die betroffene Person bzw. Beobachtende schildern den Unfallhergang.

Im Vordergrund steht der unmittelbar eintretende, oft starke Schmerz.

Das Gelenk kann nicht mehr bzw. nur stark eingeschränkt und unter Schmerzen bewegt werden.

Das Gelenk schwillt – manchmal beträchtlich – an.

So helfen Sie richtig

Betroffenen Körperbereich ruhigstellen und ggf. erhöht lagern.

Gegen das Einbuten wenden Sie die "PECH-Regel" (siehe hier) an.

Bewegungen/Belastungen möglichst vermeiden.

Notruf/Alarmieren Sie den Rettungsdienst. Die betroffene Person muss zwingend zur ärztlichen Diagnose und Behandlung.

Dokumentation der Ersten Hilfe, z. B. Eintrag im Meldeblock.

Die Verrenkung (Luxation) ist eine Trennung und Verschiebung der Gelenkanteile. Die gegeneinander verschobenen Gelenkteile nehmen ihre ursprüngliche Stellung nicht wieder ein.

Symptome

Betroffene Person bzw. Beobachtende schildern den Unfallhergang.

Betroffene haben meist stärkste Schmerzen.

Die Gelenkanteile sind in einer abnormen, meist unbeweglichen Zwangshaltung.

So helfen Sie richtig

Betroffene Person beruhigen und psychisch betreuen.

Keinesfalls dürfen Einrenkversuche unternommen werden!

Betroffene Gelenkbereiche wie vorgefunden ruhigstellen, z. B. polstern und kühlen.

Notruf/Alarmieren Sie den Rettungsdienst. Die betroffene Person muss zwingend in ärztliche Behandlung. Verrenkte Gelenke dürfen nur durch ärztliche Behandlung eingerenkt werden!

Dokumentation der Ersten Hilfe, z. B. Eintrag im Meldeblock.

 

Knochenbrüche

Grundsätzlich muss zunächst zwischen einem geschlossenen und einem offenen Bruch unterschieden werden.

Beim offenen Bruch befindet sich im Bruchbereich eine offene Wunde. Haut und Muskeln sind verletzt. Gelegentlich ist der Knochen freigelegt und in der Wunde sichtbar. Bei einem offenen Bruch besteht erhebliche Infektionsgefahr mit Komplikationen und negativen Auswirkungen auf den Heilungsprozess.

Beim geschlossenen Bruch besteht keine äußere Wunde und damit keine primäre Infektionsgefahr. Bei geschlossenen Brüchen kann sich durch die gleichzeitige Verletzung von Blutgefäßen eine Schwellung entwickeln.

Symptome

Betroffene Person bzw. Beobachtende schildern den Unfallhergang.

Die Betroffenen haben starke Schmerzen im Bereich der Bruchstelle.

Sie werden die Körperregion gar nicht oder nur eingeschränkt bewegen können bzw. Bewegungen vermeiden. Es wird auch von einer Schonhaltung gesprochen.

Für einen Knochenbruch sind abnorme Lage oder abnorme Beweglichkeiten im Bruchbereich typisch. Auch Verkürzungen von Gliedmaßen sind ggf. erkennbar (Seitenvergleich vornehmen).

Bei offenen Knochenbrüchen sind manchmal Knochenteile in der Wunde erkennbar.

Bei geschlossenen Brüchen entsteht meist eine Schwellung.

So helfen Sie richtig

Betroffene Person beruhigen und psychisch betreuen.

Notruf/Alarmieren Sie den Rettungsdienst.

Einen offenen Bruch müssen Sie wegen der Infektionsgefahr sofort mit einem möglichst keimfreien Wundverband versorgen. Dazu verwenden Sie am besten die Wundauflagen oder Verbandtücher aus einem Verbandkasten.

Alle Bruchbereiche werden über die jeweils angrenzenden Gelenke hinaus mit geeignetem, weichem Polstermaterial ruhig gestellt.

Gegen die sich oft entwickelnde Schwellung bei einem geschlossenen Bruch kann der Bruchbereich mit kalten Umschlägen o. Ä. vorsichtig gekühlt werden.
Damit wird das Einbluten ins Gewebe reduziert und die Schmerzen werden etwas gelindert.

Lagern Sie Betroffene flach oder in vorgefundener Lage.

Decken Sie die Betroffenen zu.

Betreuen Sie sie, bis der Rettungsdienst eintrifft.

Dokumentation der Ersten Hilfe, z. B. Eintrag im Meldeblock.

Verletzte mit Verdacht auf einen Knochenbruch sollten Sie möglichst wenig bewegen. Wenn dort, wo sich die verunglückte Person befindet, keine unmittelbare Lebensgefahr für sie besteht, bewegen und verlagern Sie sie bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes nicht. Nur wenn sich Betroffene in einer Gefahrenzone befinden, müssen Sie aus diesem Bereich gerettet (verlagert) werden.

So helfen Sie richtig

Beinbruch

Zur behelfsmäßigen Ruhigstellung am Bein eignen sich Materialien wie zusammengerollte Decken oder Kleidungsstücke, Kissen, Taschen usw., die sich meist an der Unfallstelle organisieren lassen.
Mit den Materialien umpolstern Sie das gebrochene Bein vorsichtig und belassen es in der vorgefundenen Lage. Weitergehende Maßnahmen sind dem Rettungsdienst zu überlassen.

So helfen Sie richtig

Hand-, Arm- und Schulterbruch

Bei einem Knochenbruch im Schulterbereich und bei Brüchen am Arm und der Hand, soll die betroffene Person ihren verletzten Arm und die Schulter mit der unverletzten Hand fest und ruhig an ihrem Körper halten.

Mit ein oder zwei Dreiecktüchern aus dem Verbandkasten kann, wie abgebildet, der Arm bzw. die Schulter vorsichtig am Körper fixiert werden.

 

Rippenbruch

Symptome

Verletzte mit einem Rippenbruch werden wegen ihrer starken Schmerzen flach atmen und versuchen, ihren Oberkörper aufzurichten.

Wahrscheinlich haben sie Atemnot.

So helfen Sie richtig

Lagern Sie sie mit erhöhtem Oberkörper, falls möglich auf die verletzte Körperseite. Dies stellt die verletzte Brustkorbseite etwas ruhig und lindert die Schmerzen.

 

Beckenbruch

Symptome

Starke Schmerzen im Unterbauch und Bewegungsunfähigkeit der Beine nach einer schweren Gewalteinwirkung im Beckenbereich deuten auf einen Beckenbruch hin.

Wegen der Möglichkeit starker innerer Blutungen ist mit zunehmendem Schock zu rechnen.

So helfen Sie richtig

Bewegen Sie die verunglückte Person nicht – außer bei Lebensgefahr.

Die von der betroffenen Person oft leicht angezogenen Beine können Sie mit einer Knierolle etwas abstützen.

 

Wirbelsäulenbruch

Symptome

Haben Verunglückte nach einem entsprechenden Unfall starke Rückenschmerzen und können sie ihren Körper kaum noch bewegen, dann müssen Sie an einen Wirbelsäulenbruch denken.

Eher selten sind Empfindungsstörungen und ggf. Lähmungserscheinungen an Armen und/oder Beinen.

So helfen Sie richtig

Wenn keine zusätzliche Lebensgefahr besteht, belassen Sie die betroffene Person in der vorgefundenen Lage und bewegen sie nicht.
(Es ist im Interesse der Verunglückten besser, dem Rettungsdienst die Stabilisierung der Wirbelsäule zu überlassen.)

Notruf/Alarmieren Sie den Rettungsdienst.

Decken Sie die betroffene Person zu und betreuen Sie sie.

Sind die Lebensfunktionen durch Bewusstlosigkeit, Atem- oder Herz-Kreislauf-Stillstand bedroht, haben lebensrettende Maßnahmen (z. B. Seitenlage, Wiederbelebung) Vorrang. Keinesfalls dürfen lebenserhaltende Maßnahmen, wie die Rettung Betroffener bei Zusatzgefahren, die Helmabnahme bei verunglückten Motorradfahrern bzw. -fahrerinnen oder das Herstellen der Seitenlage, wegen des Verdachts z. B. einer Wirbelsäulenverletzung unterbleiben.