7 Wie können Tageslichteinfall und Tageslichtnutzung optimiert werden?

Grundsätzlich bestehen in der Planungsphase eines Gebäudes die weitestreichenden Optionen, um das Tageslicht effektiv zu nutzen. Das gilt ebenso für die Vermeidung störender Blendung am Arbeitsplatz und die Regulierung des Wärmeeintrages. Dabei gilt: Je mehr Himmel vom Arbeitsplatz aus sichtbar ist, desto mehr Tageslicht kann am Arbeitsplatz ankommen.

Auch in bereits bestehenden Gebäuden können der Tageslichteinfall verbessert und die Tageslichtnutzung an den Arbeitsplätzen durch geeignete Maßnahmen erhöht werden. Bei der Materialwahl bringen matte Oberflächen und helle Farben das beste Ergebnis, indem sie einen großen Teil des auftreffenden Lichts reflektieren und dabei Blendung vermieden wird. Dunkle Farben dagegen absorbieren Licht. Spiegelnde Oberflächen blenden stark, vor allem wenn die Sonne darauf scheint.

Das größte Potential liegt in der Planungsphase von Neu- und Umbauten. In dieser Phase können auch die Lage zu benachbarten Gebäuden und die Konstruktion des Gebäudes zur Tageslichtnutzung optimiert werden. Auch bei bestehenden Gebäuden gibt es Einflussmöglichkeiten bei der Außenraumgestaltung, Innenraumgestaltung, Nutzung der Räume sowie Lichtlenkung und Steuerung. Die folgenden Bilder geben Hinweise darauf, durch welche Parameter der Tageslichteinfall beeinflusst wird.

Beispiele, um Tageslichteinfall und -nutzung zu variieren

weniger Tageslicht mehr Tageslicht Beschreibungen
Gebäude
Benachbarte Gebäude
  • möglichst nicht zu hoch
  • möglichst weit voneinander entfernt
Form des Gebäudes
  • dunklere Zonen durch abgewinkelte Gebäudeteile vermeiden
  • bei "geraden" Gebäuden kann in alle Räume viel Tageslicht fallen
Abschattung durch auskragende Teile
  • weniger Abschattung durch geringere Ausladung
  • oder zeitweiliges verstellen
Höhe des Fenstersturzes
  • je höher der Fenstersturz ist, desto tiefer gelangt ausreichend Tageslicht in den Raum
Außenraum
Benachbarte Gebäudeteile/Fassaden
  • dunkle Farben absorbieren Licht
  • helle Farben reflektieren Licht
  • matte Oberflächen, um Blendung zu vermeiden
Bodengestaltung
  • helle Bodenmaterialien reflektieren Licht und bringen so mehr Tageslicht ins Erdgeschoss
Bewuchs durch Pflanzen
  • übermäßiger Bewuchs vor dem Fenster reduziert den Licht- und Wärmeeintrag von außen
  • laubabwerfende Pflanzen lassen in der dunkleren Jahreszeit mehr Tageslicht und Wärme herein
Innenraum
Reflexionsgrad der Raumflächen
  • helle Decken- und Wände sowie helle Möbel reflektieren Licht und lassen den Raum heller wirken
  • zu stark reflektierende Flächen im Arbeitsbereich können jedoch blenden und Reflexionen auf Bildschirmen verursachen
Nutzung
Tageslichtabhängige Nutzung
  • Raumbereiche mit viel Tageslicht für Arbeitsplätze oder für längere Aufenthalte nutzen
  • andere Raumbereiche beispielsweise für Verkehrsflächen, Nebenräume, Technik nutzen
Anordnung der Arbeitsplätze im Raum
  • in Fensternähe
  • je weiter sich ein Arbeitsplatz in der Raumtiefe befindet, desto weniger Tageslicht kommt an
Ordnung und Sauberkeit
  • Lichtöffnungen frei lassen, nicht verstellen
  • lichtdurchlässige Flächen regelmäßig reinigen
Lichtöffnung
Fenster und Wandöffnungen
  • Fenster nur auf einer Seite bringen wenig Tageslicht in die Raumtiefe
  • Fenster auf mehreren Seiten führen zu gleichmäßigerer Tageslichtversorgung
  • bei großen Räumen erhöhen zusätzliche Dachoberlichter den Tageslichteinfall und die Gleichmäßigkeit
Fensterflächen
  • groß und günstige Anordnung (siehe Kapitel 9)
  • mit geringem Rahmen- und Sprossenanteil
Verglasung der Fenster
(siehe Kapitel 11)
  • durchsichtig und verzerrungsfrei
  • farbneutral
  • mit hohem Lichttransmissionsgrad
  • bei gegenüberliegenden Gebäuden Fensteraußenfläche entspiegelt
Fläche der Dachoberlichter
  • einzelne Lichtkuppeln bringen das Tageslicht nur in den Bereich direkt darunter (s. Kapitel 12)
  • größere lichtdurchlässige Flächen und gleichmäßige Verteilung erhöhen den Tageslichteinfall und die Gleichmäßigkeit
Lichtlenkung und Steuerung des Lichteinfalls
Sonnenschutzvorrichtungen (siehe Kapitel 10)
  • beweglich, verstellbar
  • öffnen, wenn nicht erforderlich
  • zweigeteilt können sie im oberen Bereich Licht in die Raumtiefe lenken und im unteren Bereich Blendung reduzieren
Lichtlenkung an Fenstern und Oberlichtern durch z. B. hochreflektierende Flächen, Mikroprismen, Bedruckung
  • beeinflussen die Menge von Lichteinfall und Wärmeeintrag
  • machen Anteile von diffusem Tageslicht und direkter Sonneneinstrahlung getrennt nutzbar
  • lenken Sonnenlicht aus unterschiedlichen Himmelsrichtungen in den Raum
Lichtlenkung z. B. durch Architektur des Gebäudes oder lichtleitendes Rohrsystem
  • Lichtlenkung innerhalb eines Gebäudes in Bereiche ohne Tageslicht
  • auch in tiefere Etagen möglich
  • Tageslichtverlauf auch in Räumen ohne direktes Tageslicht wahrnehmbar
Schalten, Steuern und Regeln
  • steuer- und regelbarer Sonnenschutz reduziert den Wärmeeintrag bei optimierter Tageslichtversorgung
  • Kunstlicht über Sensoren tageslichtabhängig schalten und dimmen (Energieeinsparung)
  • Anwesenheitssteuerung möglich